Ende des Schießstattwaldes
Am 4. Dezember 2023, unmittelbar vor dem Weltbodentag, ist der Schießstattwald gefallen. Fast zwei Jahre lang haben wir Grüne gemeinsam mit der Bürgerinitiative Wake Up Gleisdorf um den Wald gekämpft. Ja, die Rodung und der Bau sind rechtens.
Nur weil etwas recht ist, ist es deswegen noch lange nicht richtig.
Im Rückblick sehen wir Entscheidungen, die an wichtigen Weggabelungen getroffen wurden. Das damalige Grüne Team hat in der letzten Gemeinderatsperiode für die Umwidmung gestimmt. Das haben wir nie verheimlicht. Es steht jedem frei, uns dafür zu kritisieren.
In einem Rechtsstaat ist es möglich, aufgrund neuer Erkenntnisse die eigene Position in einer Sachlage zu ändern.
Das ist in unseren Augen auch sinn- und verantwortungsvoll. Die Fakten der Realität haben sich seit der Umwidmung 2018 geändert. Dem Grundstück in der Schießstattgasse wurde 2021 der Waldstatus zugesprochen. Es wurden 23 in der Steiermark und 3 in der EU geschützte Arten darin festgestellt, der Klimawandel kommt heftiger und schneller als gedacht, das Artensterben hat dramatische Auswirkungen erreicht, die Steiermark ist Spitzenreiterin im Bodenverbrauch.
Das alles können und wollen wir nicht ignorieren. Deswegen haben wir uns für die Waldrettung eingesetzt.
Mit diesen Fakten als Navigationshilfe haben wir uns positioniert. Die Möglichkeit, die eigenen Positionen zu verändern, hatte auch die ÖVP. Wäre es ihr ein Anliegen gewesen. Sie ist bei ihrer Position geblieben. Das ist ihr gutes Recht und unser Recht ist es, Fakten, Verantwortungen und Interessenslagen anzusprechen. In der Politik geschieht das mitunter sehr pointiert.
Für uns Grüne ist klar: Gleisdorf hätte diesen Wald gebraucht.
Zum Schutz gegen die Auswirkungen der Klimakrise. Gegen Hitze und Starkregen. Den Gleisdorferinnen und Gleisdorfern wurde am Montag, dem 4. Dezember 2023, etwas genommen, das sie für die Zukunft dringend gebraucht hätten. Die Chancen den Wald zu retten, lagen nie besonders hoch. Aber nicht alles zu versuchen, um die Rodung zu verhindern und sich auf eine Einstimmigkeit bei der Umwidmung festlegen zu lassen, sich auf die „rechtlich ist das in Ordnung“ Position zurückziehen, war für uns keine Option.
Die Vernichtung des Waldes abzuwenden, haben wir angesichts der Zeichen der Zeit und der Warnungen der Wissenschaft als verantwortungsvoll und notwendig empfunden.
Wir sind davon überzeugt, die Chancen für den Wald wären viel größer gewesen, hätte es für seinen Erhalt politische Mehrheiten gegeben. Und die Mehrheit im Gleisdorfer Gemeinderat stellt die ÖVP. Ja, es hätte wohl ein Pionierprojekt sein können, ein Versuch ganz abseits der Bahnen. Ein gemeinsamer Versuch, den Wald für die nächste Generation zu erhalten, hätte es erleichtert, Spender, Firmen und Fördergeber zu motivieren.
Bei seiner Position zu bleiben, ist legitim. Unterschiedlicher Meinung zu sein, ist legitim. Das ist Demokratie.
Tausende Menschen haben das Anliegen, den Wald zu erhalten, unterstützt. Bei diesen Menschen wollen wir uns bedanken. Das Thema Bodenschutz ist mit dieser Aktion ins Bewusstsein der Gleisdorfer:innen und weit darüber hinaus getragen worden. Auch wenn es für diesen Wald, diesen wertvollen Lebensraum nicht gereicht hat, war es bestimmt nicht umsonst. Wir wollen nach vorne schauen und zuversichtlich sein. Die Zeit, in der man meint, ein Wald weniger wäre bedeutungslos, ist bald vorbei. Natur wird ihren wahren Wert erhalten.
Möge dieser 4. Dezember ein Wendepunkt in Gleisdorf sein. Dann ist dieser Wald nicht sinnlos gefallen. Wir haben etwas bewegt und werden es weiterhin tun.
Die Grünen in Gleisdorf
Anm.: Der Artikel wurde am 10.12.2023 (22 Uhr) mit der Info um die 3 in der EU geschützen Arten ergänzt.