Die neue Frauenbeauftragte

Verena Peharz. Foto: Nikola Milatovic

“Ich bin stolz auf dich, Mama.” Das stand in dem Brief, den ich nach meiner ersten Gemeinderatssitzung am Kopfpolster fand. Unterzeichnet war die Nachricht von meiner 9-jährigen Tochter. Ich bin gerührt. Mütter in der Politik sind etwas Besonderes. Aber dann wundere ich mich. Warum gibt es noch immer so wenige Frauen in der Politik?

 In Gleisdorf wohnen mehr Frauen als Männer. Das ist in vielen Gemeinden so. Aber wo es um politische Entscheidungen geht, also darum, wie unser direktes Lebensumfeld gestaltet wird, da fehlen die Frauen. In 90 Prozent der Rathäuser Österreichs sitzen Bürgermeister. Auf den Chefsesseln in Firmen schaut es ähnlich aus. Hinter diesen erfolgreichen Menschen stehen starke Frauen. So höre ich es immer wieder. Es liegt Frauen halt im Blut. Das mit der Fürsorglichkeit, der Wäsche und der Weihnachtsdeko. Das war schon immer so.

Frauen können Autos zusammenschrauben, Unternehmen leiten und Politikerin sein. Und Männer können Marmelade kochen. Ich habe mich entschieden, in die Gemeindepolitik zu gehen, weil wir keine Klischees, sondern gleiche Chancen für alle brauchen.

Wenn wir dann durch sind mit der Gleichberechtigung und es gleich viele Bürgermeisterinnen wie Bürgermeister gibt und Frauen und Männer für gleiche Arbeit gleichen Lohn bekommen, dann können wir uns wieder den wichtigen Dingen zuwenden. Aber bis dahin setze ich mich als neue Gleisdorfer Frauenbeauftragte dafür ein.  

Ihre Verena Peharz

Dieser Artikel ist im Stadtjournal, Ausgabe November 2021, erschienen.

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