Frauen in der Stadt - Kolumne zum Weltfrauentag
Könnten Sie sich Ihre Adresse aussuchen - was würde Ihnen besser gefallen? Kernstockgasse, benannt nach dem Dichter des Hakenkreuzliedes, oder Paula-Preradović-Gasse, Verfasserin des Textes der Bundeshymne? Eine einzige Straße in Gleisdorf ist nach einer Frau benannt: die Josefa-Posch-Straße - eine Sackgasse entlang der Autobahn.
Straßennamen sind Teil unserer persönlichen Adresse. Tagtäglich wirken sie auf uns, zeigen die Haltung einer Stadt und erzählen quasi im Vorbeigehen ihre Geschichte. Sie sind Erinnerungen an historische, politische, wirtschaftliche, religiöse und soziale Ereignisse. Wird eine Straße nach einer Person benannt, so wird diese Person besonders geehrt.
In Gleisdorf wohnen aktuell mehr Frauen als Männer. Sie formen und entwickeln diese Stadt und wurden gerade im letzten Krisen-Jahr immer wieder als systemrelevant bezeichnet. „Frauen bringen unser Land durch diese Krise.“ Sie unterrichten die Kinder, sie pflegen die Alten, sie kochen, waschen - sie arbeiten auf vielen Ebenen. Die monetäre Wertschätzung lässt aber auf sich warten. Österreich zählt nach wie vor zu den EU-Ländern mit dem größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Frauen erhalten 20% weniger Lohn für die gleichwertige Arbeit**.
Frauen sind unterrepräsentiert: in den Straßenbezeichnungen ebenso wie in den politischen Ämtern.
Eine Stadt, die Frauen keine Straßen widmet, verzichtet auf eine gute Möglichkeit der Wertschätzung von und Erinnerung an Frauen im öffentlichen Raum.
Es gibt genug Frauen, die würdige Namensgeberinnen einer Straße sein können. Wir haben dazu recherchiert, eine Liste erstellt und diese dem Verkehrsausschuss für die Benennung aller zukünftigen Straßen, Gassen und Plätze vorgelegt.
Die Josefa-Posch-Straße war ursprünglich nach Fritz Knoll, einem überzeugten Nationalsozialisten, benannt. Auf Initiative von der Grünen Gemeinderätin Karin Reder, wurde die Straße 2014 umbenannt. Josefa Posch rettete fünf Juden das Leben, indem sie sie auf ihrem Dachboden vor deutschen Soldaten versteckte.*
"Man kann in der Welt leben, wie sie ist, aber das hindert uns nicht daran, alles zu tun, um die Welt so zu gestalten, wie sie sein sollte." Michelle Obama
Und so möchte ich den 8. März, den Internationalen Tag der Frauen, dazu nutzen, um Frauen in ihrer Wirksamkeit zu feiern. Frauen, die vor uns waren, die an unserer Seite stehen und die nach uns kommen.
Ich wünsche mir, dass alle Frauen sich ihres Wertes bewusst sind. Daran möchte ich Sie erinnern und möchte mit meiner Arbeit als Frauenbeauftragte dieses Bewusstsein stärken. Wir haben mit 4 unterschiedlichen Frauen Interviews zum Weltfrauentag geführt, die in den Onlinemedien der Stadt zu sehen und zu hören sein werden. Denn zum Tag der Frau, der am 8. März zum hundertsten Mal stattfindet, halte ich mich an Johanna Dohnal:
"Aus taktischen Gründen leise zu treten, hat sich noch immer als Fehler erwiesen.“
Ihre Brigitte Windisch
Foto: Dreharbeiten zu den Statements die zum Weltfrauentag auf den Onlinemedien der Stadtgemeinde erscheinen werden.
Links bzw. Quellen
*https://www.gleisdorf.at/eine-strasse-fuer-josefa-posch_2652_188.htm
**https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gleichstellung-am-arbeitsmarkt/einkommen-und-der-gender-pay-gap.html