Verkehrsfakten von Kurt Stoschitzky

Der Straßenverkehr gehört bei uns in Österreich nicht nur zu den großzügigsten Produzenten von Umweltverschmutzung, Lärm und Erderwärmung, sondern im Jahr 2019 verdankten wir dem Straßenverkehr in unserem Land mehr als 35.000 Unfälle mit Personenschaden, mit 45.140 Verletzten und 416 Toten! Dazu verursachen Straßenverkehrsunfälle auch jedes Jahr Kosten und Folgekosten von etwa € 4.000.000.000 (vier Milliarden!), von denen einen großen Teil (Krankenstände mit Untersuchungen, Behandlungen, Krankenhausaufenthalten, Amputationen, Frühpensionierungen, usw., usw.) nicht die Verursacher der Unfälle sondern wir alle zusammen zahlen müssen!

Derzeit liegen bei uns in Österreich die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 82 Jahren und unsere Einwohnerzahl bei etwa 9 Millionen: Wenn man das „hochrechnet“, werden bei uns in den nächsten 82 Jahren voraussichtlich etwa 3,7 Millionen Menschen (= 41% unserer Gesamtbevölkerung) im Straßenverkehr verletzt oder getötet, und das heißt: Wenn das so weitergeht wird fast jedes zweite (!) Kind, das jetzt bei uns geboren wird, im Laufe seines Lebens im Straßenverkehr verletzt oder sogar getötet!

Damit habe ich leider auch persönlich ziemlich viel Erfahrung, und das vor allem aus drei Gründen (drei „Fakten“):

1.) Ich war über 20 Jahre lang selbst als Notarzt unterwegs und durfte dabei auch bei zahllosen Straßenverkehrsunfällen hunderte von Verletzten akut erstversorgen oder nur noch ihren Tod feststellen.

Mein eigener Vater wurde bei einem Straßenverkehrsunfall von einem „Raser“ getötet. 

2.) Mein eigener Vater wurde bei einem Straßenverkehrsunfall von einem „Raser“ getötet, der überholte, obwohl ihm mein Vater gerade entgegenkam! Nennt man das nicht auch gemeingefährlich? Der vor Gericht zu 100% schuldig gesprochene Autofahrer, der meinen Vater tötete, hat diesen Unfall  überlebt.

3.) Es ist schon viele Jahre her, da haben wir mit der Freundin eines meiner besten Freunde lange über die Frage diskutiert: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Sie sagte dazu damals: „Schaut, das betrifft mich doch noch gar nicht: Ich bin erst 16 Jahre alt und habe mein Leben ja noch vor mir!“ Wir begleiteten sie damals noch zum Bus, mit dem sie nach Hause fuhr, sie überquerte, nachdem sie mit diesem angekommen war, die Straße, wurde von einem „Raser“ niedergeführt und getötet. Auch dieser Autofahrer wurde danach vor Gericht zu 100% schuldig gesprochen!

Straßenverkehr ist alles andere als harmlos. 

Ich getraue mich daher zu sagen: Straßenverkehr ist alles andere als harmlos, das Ignorieren unserer Straßenverkehrsgesetze (v.a. von Geschwindigkeitsbegrenzungen und Vorrangregeln) ist gemeingefährlich, und alle Jahre wieder hunderte Tote und zigtausend Verletzte auf den Straßen Österreichs sind nicht nur statistische Zahlen sondern leider auch Fakten, die jede/n von uns auch direkt treffen können!

Dr. Kurt Stoschitzky

Datenquelle: Statistik Austria