Politische Kultur
Sie schimpfen, schreien, sie kotzen sich aus. Die Kommentatoren unter diversen Polit-Postings in Social-Media-Kanälen. Sie haben die Schnauze voll. Und ja, Ihren Unmut kann ich irgendwie nachvollziehen, liebe Kommentatoren.
Ich sehe auch jene, die still sind. Die sich schweigend und enttäuscht abwenden. Egal ob Schimpfen oder Schweigen, wir alle tragen Verantwortung. All unser Tun ist politisch. Mein Tun, dein Tun hat Auswirkungen auf andere. Auf meine Nachbarin, meine Vorgesetzte, den Passanten, den Politiker, dem ich meine Meinung - auf Facebook - mal richtig rein sage. Wir sind wirksam. Weil wir nicht einsam auf einer Insel wohnen, sondern zusammen in einer Gemeinde, einem Staat, der so gut funktioniert, wie wir einzelne uns verhalten.
Wer nichts fühlt, spürt nicht, was andere brauchen.
Wer schreit, kann jene nicht hören, die er vertreten soll.
Hass, Schuldzuweisungen und Neid fördern kein glückliches Zusammenleben. Die Hassenden werden nicht zufriedener und die Gehassten machen keinen besseren Job. Was folgt? Nur mehr Schmerzbefreite wagen sich in die Politik, die immer schriller, schreiender wird. Wer nichts fühlt, spürt nicht, was andere brauchen. Wer schreit, kann jene nicht hören, die er vertreten soll. Mutige Lösungen werden so nicht gefunden.
Meine Vorstellung von politischer Kultur ist kein kritikloser Kuschelkurs. Kritik hilft, einen guten Weg zu finden. Respektvolle Kritik kann wirken. Daran will ich mich besonders in den nächsten Monaten halten. Denn ich würde gern dorthin kommen: Nach vorn in eine gute Zukunft für uns alle.
Katharina Schellnegger
Dieser Artikel ist als Kolumne im Stadtjournal 2025, Ausgabe 1, erschienen.